The Lamb lies down on Broadway – mein erstes Genesis-Konzert

Das Konzert in der knapp 7000 Zuschauer fassenden Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle fand am Freitag dem 4. April 1975 statt.  Diese Sporthalle wurde zur Olympiade 1972 als Basketball-Arena gebaut.  Nach grundlegender Modernisierung heißt sie seit 2011 Audi-Dome und ist heute Basketball-Spielstätte des FC Bayern.

Zusammen mit einem Freund, den ich auch für Genesis begeistern konnte, hatte uns mein Vater in Begleitung einer meiner Brüder mit dem PKW nach München gebracht.  Dies war zu jener Zeit keine Selbstverständlichkeit,  waren es doch über 100 km einfache Wegstrecke.  Ich war 16 Jahre alt, also  selbst noch nicht mobil und gerade alt genug ein Konzert ohne Erwachsenenbegleitung besuchen zu dürfen. Mein inzwischen verstorbener Vater machte mir dies möglich, wofür  ich ihm bis heute dankbar bin.  Nicht viele Väter hätten zu jener Zeit ihrem Sohn einen solchen Wunsch erfüllt und ihn sogar bis vor die Konzert-Halle begleitet.  Dies blieb mir bis heute im Gedächtnis.

An jenem Abend waren es nur noch wenige Konzerte bis zum Abschied von Peter Gabriel, diese Tatsache war mir aber bei diesem Auftritt noch nicht bewusst. Danach veränderte sich das Genesis-Gesicht deutlich, musikalisch wie optisch. Dennoch blieb ich meiner Lieblingsband immer treu, verfolgte natürlich auch weiterhin die Solo-Aktivitäten ehemaliger Mitglieder.  Das Konzert fand übrigens nicht wie ursprünglich geplant und auf den Tickets angegeben im Circus Krone statt, sondern wurde aufgrund großer Nachfrage in die mehr  Zuschauer fassende Rudi-Sedlmayer-Halle verlegt.

Aber zum Konzert. Leider gehörte dieser Auftritt zu jenen auf der Lamb-Tour, der mit  erheblichen technischen Problemen zu kämpfen hatte. Es gab nur wenige Konzerte im Verlauf der Tournee die ohne Schwierigkeiten abliefen.  In verschiedenen Interviews mit den Bandmitgliedern war dies später nachzulesen.  Das Konzert begann aus besagten Gründen mit einstündiger Verzögerung. Ich erinnere mich noch gut wie das Publikum unruhiger wurde und die ersten Pfiffe zu hören waren,  niemand kannte ja den Grund für den verspäteten Beginn. Genesis waren ihrer Zeit künstlerisch weit voraus,  leider hinkte die Technik oft hinterher. Fast während des kompletten Auftritts war immer wieder ein wirklich störender Ton über die Lautsprecher zu hören, dies bekam die Technik leider nicht in den Griff.

Dennoch erlebte ich einen unvergesslichen Konzertabend von dem ich noch lange schwärmte. Um dieses Konzerterlebnis wurde ich in Genesis-Fan-Kreisen oft beneidet.  Sehr zu meinem Bedauern gab es aufgrund des verspäteten Konzertbeginns  leider keine Zugaben,  da wäre „Watcher of the Skies“  und/oder „The Musical Box“ auf dem Programm gestanden, gehören doch diese zwei Songs mit zu meinen Lieblingsstücken. Unterdessen wartete vor der Halle mein Vater zusammen mit meinem Bruder schon etwas ungeduldig auf das Ende des Konzertes.  Sie wußten ja nichts vom verzögerten Beginn und waren wegen der langen Wartezeit bis Konzertende etwas ungehalten.  Mein Freund und ich konnten unsere Verspätung aber erklären. Nach einem  langen Abend machten wir uns müde, aber mit vielen unvergesslichen Eindrücken auf den Heimweg. Beide waren wir froh am nächsten  Tag nicht zur Schule zu müssen. Tags darauf wurde mir erst richtig bewusst, trotz aller Probleme während des Auftritts einen ganz besonderen und im Nachhinein betrachtet fast schon „historischen“ Abend erlebt zu haben. Es war das Erste vieler Konzerterlebnisse die ich mit Genesis im Laufe der Jahre haben sollte….